Montag, 8. April 2013

Von schlaflosen Nächten und sonnigen Tagen

Gerade haben der kleine Mensch, der liebste Ehemann und ich die ersten richtig verrückten Nächte überstanden. Drei Monate sind wir nun schon zu dritt. 

Wenn man drei Monate Tag und Nacht mit einem neuen Bekannten verbringt, 
ist man entweder total genervt oder wahnsinnig verliebt. 
 Letzteres wird allerdings oft durch erste Störgefühle ins Wanken gebracht, 
weil man absolut überhaupt nichts mehr von sich verbergen kann. 
Unheilvoll kündigen sich Tatsachen an, die in Zukunft für Probleme 
 in der zwischenmenschlichen Beziehung sorgen könnten. 

Dazu zählt oft der unterschiedliche Umgang mit dreckiger Wäsche 
oder die auseinander driftenden Meinungen zum Fernsehprogramm 
oder ganz banal die Art, wie der jeweils andere geht, isst, redet oder lacht... 

Das alles spielt so gar keine Rolle, wenn es sich um den kleinen Menschen dreht. 
Wir kennen uns nun fast vierzehn Wochen und nicht einmal ein kleines Wölkchen ist aufgezogen. 
Er darf Geräusche machen, die die Erwachsenen verschämt verbergen müssen. 
Er darf uns anbrüllen, bespucken, ja sogar anpullern. 
 Und unsere Liebe wächst dennoch bedingungslos täglich. 

Wenn wir nachts am dunklen Schlafzimmerfenster stehen 
und irgendwo in der kühlen Finsternis da draußen Trost suchen, 
denke ich daran, wie die Nachbarn gemütlich in ihren warmen Betten liegen 
und noch einige Stunden diese Wärme genießen können, 
während ich im wiegenden Gang ein kleines, weinendes Bündel tröste. 

Aber im Grunde will ich nur, dass es IHM gut geht. 
Das ist mir näher als meine Nachtruhe. Nur DAS ist wichtig... 
Und gute Freundinnen wissen: Es ist immer nur eine Phase...  ;) 
Ein bis zwei solcher Nächte steckt man auch einigermaßen weg. Der Tag nach der dritten Nacht läuft allerdings wie ein Film vor den eigenen Augen ab. 
Und dann kommt sie... die Wiedergutmachungsnacht. 
Die Nacht, nach der man aufwacht und meint, man könne alles schaffen. Dabei hat man eigentlich nur eine leise Ahnung davon, was es noch alles zu schaffen gilt. 
Aber dafür hat man ja die Freundinnen, die zum Glück schon soviel durchgemacht haben 
und gern da sind, wenn man ihren Rat braucht. 

Und nach dieser Nacht ist nun auch endlich der Frühling wieder da. 
Beim sonnigen Spaziergang durch unser Dörflein haben der kleine Mensch und ich 
ein verliebtes Entenpaar getroffen. 
Die beiden sind in einem kleinen Kanal zwischen den Feldern zu Hause 
und haben unter einer kleinen Brücke ihr Nest. 
Wir haben beschlossen, jetzt immer Brotreste zum Füttern mitzunehmen 
und darauf zu hoffen, irgendwann einen Schwarm kleiner Enten zu dem Pärchen zu entdecken.



In solchen Momenten kann ich mich überhaupt nicht mehr an die schlaflosen Nächte erinnern, 
weil sie so unwichtig sind. 
Ich denke nur daran, welch unglaubliches Glück da im Wagen vor mir liegt. 
Wir sind dann noch eine Weile im Garten geblieben, 
 weil der kleine Mensch an der frischen Luft so schön schläft. 
Und so habe ich mir den Häkelkorb genommen, mich neben den Wagen gesetzt 
und diese hübschen Cupcakes gehäkelt. 



Ich habe mich neben dem schlafenden Kind so wahnsinnig wohl gefühlt und aufmerksam dem Vogelgezwitscher gelauscht. Und ich habe mich gefreut, dass die Zeit der sonnigen Tage gerade erst begonnen hat....